Berufsunfähigkeitsvorsorge Statistik – Wie oft und wann leisten BU-Versicherer?

Die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle in der Bundesrepublik Deutschland lag im Jahr 2014 bei über 869.800. Doch nicht nur am Arbeitsplatz oder auf dem Arbeitsweg können Unfälle geschehen, zentrale Unfallkategorien sind der Haussektor sowie der Freizeitbereich. Glücklicherweise ziehen viele Unfälle keine größeren, langwierigen Folgen bzw. Schäden nach sich. Zur Statistik gehören aber eben auch solche Unfälle mit erheblichen Beeinträchtigungen im Nachgang und diese können soweit gehen, dass die eigene Arbeitskraft maßgeblich betroffen ist und der eigene Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann.

Unfälle und vor allem Krankheiten können das Ausüben des bisherigen Berufes unmöglich machen und dies bedeutet für den Betroffenen eine schwerwiegende Belastung. Diese ist nicht nur psychischer, sondern vor allen Dingen auch finanzieller Natur. Die staatliche Unterstützung im Fall von Berufsunfähigkeit in Form einer gesetzlichen Berufsunfähigkeitsrente ist nur noch Wenigen vorbehalten (Abschaffung mit Einführung der Erwerbsminderungsrente 2001). Kann dem eigenen Beruf nicht mehr nachgegangen werden auf Grund einer Krankheit oder eines Unfalles, bietet die private Berufsunfähigkeitsversicherung Hilfe.

Die private Berufsunfähigkeitsversicherung als eigenständige Police oder als Zusatzvertrag zu einer Hauptversicherung gewährt eine private Berufsunfähigkeitsrente, deren Höhe in Abstimmung mit dem Versicherten bei Vertragsbeginn festgelegt wird. Dem Versicherten ist der Leistungsumfang von Beginn an bekannt, für den Fall der Berufsunfähigkeit kann so eine entsprechende Versorgung getroffen werden.

Streitpunkt ist der Leistungszeitpunkt

Dass die Berufsunfähigkeitsversicherung eine bedeutsame Absicherung darstellt, wird von etlichen Fachleuten bestätigt. Kritikpunkte gibt es allerdings häufig in der Leistungsfähigkeit der Policen. Den Versicherungsunterlagen ist zu entnehmen, wann versicherte Berufsunfähigkeit vorliegt bzw. ab welchem Grad der Berufsunfähigkeit die Gesellschaft in Leistung tritt. Papier ist geduldig und nicht selten gibt es zwischen den Ansichten des Versicherten und denen des Versicherers  Diskrepanzen und Differenzen, ob und in welchem Ausmaß tatsächlich ein Leistungsfall eingetreten ist. Die Anforderung von Gutachten, ja sogar langwierige Rechtsstreitigkeiten sind nicht unmöglich. Doch wie leistet die Branche wirklich? Wie viele Leistungsanträge werden letztendlich bewilligt? Arbeiten die Versicherungsunternehmen real besser, als ihr Ruf es vermuten lässt?

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. wurden rund 77 Prozent der eingereichten Leistungsanträge bewilligt, im Jahr 2014 lag die Zahl der Bewilligungen bei etwa 40.200 Anträgen. Bei circa 6 Prozent der Leistungsanträge wurde von den Versicherern ein Gutachten beauftragt und knapp 60 Prozent hiervon bestätigten einen Leistungsfall. Und auch der Zeitraum zwischen vollständiger Antragsstellung und Entscheidung weist mit durchschnittlich circa 13 Kalendertagen ein recht ansehnliches Ergebnis aus. Für die Ergebnisse wurden die Daten von mehreren Berufsunfähigkeitsversicherern ausgewertet mit einem gemeinsamen, gesamten Marktanteil von  etwa 84 Prozent (Bereich Leistung) bzw. circa 60 Prozent (Bereich Gutachten).

Dass diese Branchenstatistik erhoben wurde, wird von vielen positiv bewertet. Dennoch sind auch kritische (Nach)Fragen zu hören. So wäre es zum Beispiel interessant, mit welcher expliziten Begründung 23 Prozent der Berufsunfähigkeitsleistungsanträge im Jahr 2014 abgelehnt wurden. Aufgeführt werden als Gründe unter anderem, dass Anträge zurückgezogen werden oder „im Sande verlaufen“ wegen Verbesserung des Gesundheitszustandes oder Veränderung im beruflichen Alltag. Vorerkrankungen, die bei Abschluss des Vertrages vom Antragssteller verschwiegen wurden, sind ebenfalls mögliche Ursachen und natürlich außerdem die Tatsache, dass die Bedingungen für den Leistungsfall einfach nicht erfüllt sind.

Bei welchen Krankheitsfällen schnell gezahlt wird

Interessant ist beim Sektor der Leistungsbewilligung sicherlich auch, bei welchen Krankheiten und welcher Absicherung (Höhe der BU-Rente, Beitragsbefreiung) es regulär zügig und problemlos zur Entscheidung bzw. Bewilligung kommt. Gibt es bei den Bearbeitungszeiten und der Leistungsquote erhebliche Unterschiede zum Beispiel zwischen niedrigen und hohen Berufsunfähigkeitsrenten, zwischen Berufsunfähigkeit durch körperliche oder seelische Ursachen?

Im Durchschnitt etwa 13 Kalendertage vom kompletten Leistungsantrag bis zur Entscheidung – klingt gut! Hier stellt sich eben die Frage, wie lange es gedauert hat, bis der Leistungsantrag wirklich vollständig war und darüber überhaupt entschieden werden konnte. Immerhin müssen bis zur Vollständigkeit in der Regel meist mehrere Stellen „abgefragt“ werden, darunter beispielshalber Ärzte, Krankenkassen und Berufsgenossenschaften.

Die Statistik scheint gut gemeint und auf den ersten Blick positiv. Tiefergehende Fragen müssten nun noch beantwortet werden, um die Arbeit der BU-Versicherer genauer einschätzen zu können.